Das Wildgehege
am Forsthaus Hohenroth
Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW errichtete 2005 am Waldinformationszentrum Forsthaus Hohenroth ein 43 ha großes Wildgehege. Es ermöglicht Waldbesuchern Europäisches Rotwild und Mesopotamisches Damwild in einem naturnahen Umfeld beobachten zu können.
Das Europäische Rotwild
Im Winter stehen die Hirsche und das Kahlwild in getrennten Rudeln, zeigen sich aber an Äsungsplätzen auch gemeinsam.
Zwischen Februar und April werfen die Hirsche ihre Geweihstangen ab. Nach ca. drei Wochen bilden sich die ersten kolbenförmigen Geweihansätze aus Knorpelmasse, welche später durch Knochensubstanz ersetzt werden. Etwa drei Wochen weiter be-ginnen die ersten Verzweigungen sichtbar zu werden. Um die neu geschobenen Stangen befindet sich eine Basthaut. Nach Beendigung der Geweihausbildung werden sie "gefegt", d.h. die mittlerweile trockene Haut wird mithilfe junger Baumtriebe entfernt.
Die Setzzeit des Rotwildes ist Ende Mai, Anfang Juni. Zur Geburt der Kälber separieren sich die Weibchen vom Rudel und bringen in Dickungen ein Kalb von 6-8 kg zur Welt. Schon nach wenigen Tagen folgen diese dem Muttertier im Rudel. Obwohl die Kälber nur bis zum nächsten Winter gesäugt werden, bleibt ihre Bindung zum Alttier aber über eineinhalb Jahre bestehen.
Die Rotwildbrunft ist Mitte September, Anfang Oktober. Bis zu diesem Zeitpunkt haben die Hirsche sich Fettreserven angelegt, von denen sie zehren werden. Infolge der hohen Aktivität unterbleib die Nahrungsaufnahme völlig. Der Platzhirsch, einer der stärksten Hirche, treibt die Schmal- und Alttiere zu einem Brunftrudel zusammen, das er von nun an streng bewacht. Mit lautem Röhren erfolgt eine akustische Fühlungsnahme zu den anderen Männchen, sobald sich einer dem Rudel nähert. Ihm folgen Drohgebärden, wie z.B. dem Bodenforkeln oder das "Imponierschreiten". Es schließen sich meist heftige aber ritualisiert Geweihkämpfe an, in denen der "Harem" gegenüber Nebenbuhlern verteidigt wird. Ist ein Alttier in dieser Zeit fruchtbar, treibt der Platzhirsche es, bis es den Beschlag (die Begattung) zulässt. Die Tragezeit der Kälber dauert 231 – 238 Tage.
Nach der kraftraubenden Brunft, ist es wichtig, dass ausreichend Nahrung in Form von Wald-und Feldfrüchten aufgenommen werden können, damit sich die Tiere eine dicke Feistschicht als Wintervorrat anlegen können.
Das Rotwild ist ein Pflanzenfresser. Sein Tagesrhythmus wird von der Nahrungsaufnahme und dem Wiederkäuen bestimmt. Es ist nicht wählerisch und nimmt in überwiegenden teilen Nassfutter auf. Hierzu gehören Gräser, Kräuter, Blätter, Knospen, Baumfrüchte als auch Rinde. Ergänzt wird dieses durch sog. Rauhfutter (trockenes Gras).
Im Herbst 2005 wurde das erste Rotwild angekauft. Das Ausgangsrudel bestand aus 13 weiblichen (Kahlwild) und drei männlichen (Hirsche) Tieren mit unterschiedlichen Herkünften. Der Bestand wechselt seitdem in unregelmäßigen Abständen, da zum Zwecke der Blutauffrischung Tiere entnommen und neue hinzu gefügt werden. Inzucht soll vermieden werden.
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Das Mesopotamische Damwild
Damwild ist deutlich größer als Reh-, aber kleiner als Rotwild. Auffällig ist im Vergleich zu anderen Wildarten seine weißliche Fleckung auf rostbraunem Fell. Auf der Rückenmitte verläuft ein schwarzer Strich („Aalstrich“), der an der Schwanzwurzel endet.
Die Ausbildung eines Schaufelgeweihs ist das Hauptunterscheidungsmerkmal zu anderen hiesigen Tieren der Familie der Hirsche. Das Geweih der Unterart Dama dama dama ist weitaus deutlicher schaufelförmig, das von Dama dama mesopotamica erwächst filigraner. Der Abwurf der alten Stangen erfolgt in der Regel Anfang April bis Anfang Mai. Sofort beginnt der Hirsch neue zu schieben.
Sein Lebensraum sind lichte Waldpartien mit darin enthaltenen Wiesen. Der Wald dient vornehmlich zur Deckung. Da Damwild ein Wiederkäuer ist, das sowohl Rauhfutter verwerten kann aber sich auch als Konzentratselektierer zeigt, dient die offene Landschaft als Hauptnahrungsquelle.
Abgesehen von der Brunftzeit lebt Damwild in geschlechtergetrennten Rudeln. Während der Brunftzeit im August / Anfang September suchen adulte Damhirsche auf traditionellen Brunftplätzen die Nähe des Kahlwildes auf. Die Brunftzeit der sogenannten "Mesos" liegt deutlich vor der des Europäischen Damwildes. Die Tragzeit der Damtiere beträgt 33 Wochen, so dass die Setzzeit im Juni liegt.
Hierzu separieren sich die Muttertier von der Gruppe und bleiben nach der Geburt des meist einzelnen Kalbes alleine. Die vorjährigen Jungtiere verbleiben in der Nähe der beiden und stoßen später erst wieder dazu. Die Bindung löst sich letztendlich erst nach bis zu zwei Jahren.
Das Mesopotamische Damwild kam ursprünglich in Mesopotamien, dem heutigen Grenzgebiet zwischen der Türkei und dem Irak vor. 1875 wurde es wiederentdeckt und im ersten Golfkrieg beinah ausgerottet. Die iranischen Behörden fingen 1979 die vermeintlich letzten Vertreter dieser Herde ein und züchteten nach, um die Art zu ret-ten. Der derzeitige Bestand laut Zuchtbuch beträgt 234 Tiere, ausgenommen der Tiere in den israelischen Reservaten. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) hat sich für das Mesopotamische Damwild seit 1989 folgende Ziele gesetzt: Datenerfassung, Arterhaltung, langfristige Wiederansiedlung und wissenschaftliche Betreuung.
Im Herbst 2010 wurde das Wildgehege in Hohenroth zum Zwecke des Artenschutzes von Mesopotamischen Damwild durch den Besatz mit zwei Männchen und drei Weibchen samt einem Kalb bereichert. Wald und Holz NRW will durch die Teilnahme am Erhaltungszuchtprogramm helfen, die Tiere vor dem Aussterben zu bewahren.
Das Gehege
Bei der Auswahl der Gehegefläche war Wald und Holz NRW stark darauf bedacht, keine künstliche Anlage zu schaffen, sondern einen natürlichen Lebensraum für das Wild aus zu weisen. So wurde ein Zaun um ein 43 ha umfassendes Areal gebaut, in dem sich Wiesen, Fließgewässer, Quellen und großflächige, abwechslungsreich strukturierte Waldbestände befindet.
Das Rot- und Mesopotamische Damwild finden hier Äsung, Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten. Hierdurch kann das Wild im Tages- und Jahresverlauf ungestört seinen Bedürfnissen folgen. Täglich nehmen die Tiere als Äsung zwischen acht und 20kg frisches Grün oder Heu auf, daneben aber auch Eicheln, Bucheckern, Baumrinde und Knospen. Außer in wirklichen Notzeiten erfolgt keine Zufütterung.
Dem Besucher bietet eine großzügige barrierefrei zu erreichende Ansitzkanzel, direkt am Gehege liegend, die Möglichkeit zu verweilen und die Tiere auf der Wiese zu beobachten.